Ich freue mich, dass der Waldhardt Verlag auf so eine rege Resonanz stößt. In den letzten Wochen haben mich neben vielen E-Mails, die mir Mut machen, auch verschiedene Fragen erreicht, die ich gerne gebündelt an dieser Stelle für euch beantworte.
• Hast du in der Zwischenzeit genug Manuskripte erhalten? Macht es noch Sinn ein Manuskript einzureichen?
Es sind tatsächlich viele Exposés und Leseproben, die den Verlag erreicht haben. Die gründliche Prüfung nimmt Zeit in Anspruch. Im Bereich Fantasy habe ich aktuell sehr viel von euch erhalten, sodass ich hier positiver Dinge bin. Krimis fehlen mir noch, gerade im regionalen Bereich, hier hab ich bisher »nur« 5 Vorschläge von euch bekommen.
• Warum nimmst du nur 5-10 Manuskripte im ersten Jahr unter Vertrag?
Ein Buch auf den Markt zu bringen ist sehr kostspielig. Neben Lektorat, Korrektorat, Trailer und Marketing kommen noch weitere Kosten dazu, die ich alle finanzieren muss. Vor der Gründung hab ich mir mit meinem Steuerberater einen Plan gemacht. Ich kann 5-10 Manuskripte pro Jahr leisten, was darüber hinausgeht, würde den Rahmen und somit die Qualität verschlechtern, ich wüsste nicht, wo ich Abstriche machen könnte und will.
• Zahlst du den Autoren auch einen Garantievorschuss?
Nein, bisher nicht. Wenn ich das machen würde, könnte ich zum Beispiel keine Trailer produzieren lassen. Da das für mich ein zusätzliches wichtiges Instrument ist, unter vielen anderen, hebe ich mir diese Ressource für das Marketing auf.
• Was zahlt du?
Teilweise kommt diese Frage per E-Mail, ohne dass ich überhaupt etwas von den Autoren bzw. der Autorin gelesen habe. Nun gut, beantworte ich trotzdem gerne.
Taschenbuch: 10% vom Nettoverkaufspreis abzüglich Umsatzsteuer
eBook: 25% vom Nettoverkaufspreis abzüglich Umsatzsteuer
• Was haben die Verträge für eine Laufzeit?
Im Bereich Belletristik in der Regel 10 Jahre.
• Was ist, wenn ich die eBook Rechte behalten will und nur die Taschenbuchrechte abgeben möchte?
Das macht für mich keinen Sinn, weil ich mir eine Präsenz im Buchhandel erstmal im Laufe der Jahre erarbeiten muss. Bei den ganzen Investitionskosten, die ich tätige, lehne ich solche Angebote ab. Das würde eher bei einem großen Verlag Sinn machen, der breit aufgestellt im Sortimentshandel vertreten ist.
• Was ist, wenn ein Publikumsverlag anklopft?
Dann sprechen wir über Lizenzen. Der Erlös daraus wird zu 50% auf den Autor und zu 50% auf den Verlag verteilt.
• Muss ich mich als Autor am Marketing beteiligen?
Wenn du Ahnung davon hast, freue ich mich über deine Mitwirkung, ansonsten kriege ich das auch alleine hin. Die meisten Kleinverleger haben irgendwelche Steckenpferde, die sie ins Business einbringen können. Seien es Erfahrungen im Lektorat, Korrektorat usw. Ich kümmere mich ums Marketing und um den Vertrieb.
• Inwieweit greift das Lektorat in mein Manuskript ein? Welche Gestaltungsfreiheiten habe ich?
Das Lektorat hat eine beratende Funktion und deckt neben inhaltlichen Fehlern, Logikfehler und stilistische Unstimmigkeiten auf. Kein Lektor kann aus einem schlechten Manuskript einen Bestseller machen. Es geht hier ums Feintuning. Ein gutes Manuskript wird sehr gut und somit marktfähig. Ansonsten würde der Lektor Urheberrechte am Werk generieren. Meine Aufgabe als Verlegerin ist darauf zu achten, dass dies nicht passiert. Mitspracherechte sind vorhanden, die letztendliche Entscheidung behalte ich mir vor.
• Hast du Angst vor der Zukunft?
Nein
• Warum in diesen Zeiten einen Verlag gründen?
Glaub mir mal, es ist nie der richtige Zeitpunkt. Das kann man weder planen noch takten. Ich wollte es jetzt, also hab ich es getan.
• Musst du von den Erträgen des Verlags leben?
Nein, wäre auch ziemlich naiv. Der Verlag wird sich hoffentlich mit der Zeit tragen, das ist mein Ziel. Bis das so weit ist, muss ich nicht davon leben.
Ich hoffe, die wichtigsten Fragen konnte ich gut beantworten. Sicher kommt immer wieder mal etwas dazu, was hier nicht aufgeführt wird. Aber das Hauptsächliche hab ich erfasst.
Was ich mir von den Einreichern wünschen würde, der Hauptfokus sollte erstmal auf dem Manuskript liegen. Auf der Geschichte, die du erzählen willst. Das, womit du andere Menschen begeisterst. E-Mails wo es im ersten Satz um Geld geht, habe ich nicht so gerne. Du solltest aus Leidenschaft schreiben und nicht nur aus monetären Aspekten. Das die wichtig sind verstehe ich, aber erstmal geht es mir um dein Manuskript. Ob wir dann zusammenarbeiten oder nicht ist ein längerer Weg. Ich gehe nicht auf die breite Masse und nehme »natürlich« nicht jeden an. Ich kann das nicht leisten und will es auch nicht.
Gutes Manuskript+Chemie+Loyalität= Option auf einen Vertrag.
Euch allen einen schönen Tag.
Eure Melanie